Die letzten Wochen in Resistencia

In weniger als einer Woche verlasse ich schon wieder Resistencia. Das Bustsicket ist schon gekauft, das Hotel in Buenos Aires gebucht und ich bin dabei meinen Abschied zu organisieren. Ich will z.B. drei Kuchen für meine Abschiedfete backen. Am liebsten gleich drei verschiedene (wenn ich schon mal dabei bin☺. Nur befinde ich mich noch auf der Suche nach den passenden Zutaten. Vanillezucker gibt es nicht, Glasur ist leider auch nicht aufzutreiben und die geriebenen Haselnüsse sind bis jetzt noch nicht gerieben. Ach ja, aus dem Kirsch-Schoko-Nuss-Kuchen wird wahrscheinlich einer mit Erdbeeren, denn es ist gerade Saison dafür und Kirschen gibt es gar nicht. Bin ja mal gespannt , ob die Kuchen am Ende zu genießen sind...
Nach meinem Abschied hier wird Emanuel am Samstag in Buenos Aires landen und wir werden noch 2,5 Wochen durch das Land reisen. Weil ich meine Digitalkameratasche verloren habe, aber die auf Reisen wohl ganz nützlich ist, wollte ich gestern eine neue kaufen. In Deutschland wäre ich dafür mal kurz in einen Media Markt oder Saturn gesprungen und hätte mir wahrscheinlich aus geschätzten 3 bis 15 Modellen eine ausgesucht, hätte sie bezahlt und wäre je nach Entscheidungsfreudigkeit zwischen den verschiedenen Modellen nach etwa 5 bis 15 Minuten wieder aus dem Laden raus gewesen. Soviel zu Deutschland.
Hier gibt es in der Einkaufsstraße unglaublich viele Elektronikgeschäfte, also dachte ich, dass es wohl nicht so schwer sein dürfte, eine neue Tasche zu bekommen. Allerdings musste ich gestern feststellen, dass diese jeweils nur ein sehr spezielles Angebot führen. Im dritten Geschäft, sagte man mir, dass sie Kamerataschen hätten. Der Verkäufer führte mich dann zu einer Vitrine und zeigte mir das eine Modell, das es gab. Gut, da war die Entscheidung wenigstens nicht so schwer und ich wusste sofort, dass sich sie wollte. Danach konnte ich aber nicht mit meiner Tasche zur Kasse gehen, sondern wurde vom Verkäufer zu einem Computer geführt, in den er wohl eingab, was ich wollte. Nach einiger Zeit hat er mich dann gefragt, wie denn meine Passnummer sei. Da ich diese - für die Argentinier wohl überraschenderweise - nicht auswendig konnte, hat er schließlich die seiner Mutter eingegeben. Sehr freundlich. Mit einem fast A4-großen Blatt wurde ich dann zur Kasse geschickt. Dort habe ich bezahlt und bin dann gleich weiter zur Abholung. Dort habe ich dann eine Nummer gezogen und gewartet. Ich kam mir irgendwie vor wie bei Ikea. Wenn man da größere Möbel kauft, bekommt man diese ja auch erst an Abholung ausgehändigt. Nur dass ich in diesem Fall eine Kameratasche kaufen wollte und keine Schrankwand. Aber gut, nach etwa 10 Minuten war ich an der Reihe und ein Verkäufer verschwand mit meinem Zettel im Lager. Als er wieder auftauchte, bekam sein Beleg und mein Bon einen riesigen Stempel und dann dachte ich schon, dass ich es geschafft hätte. Aber nein, einen Unterschrift wollte er noch und weil das ja auch eine große wichtige Sache ist, meine Passnummer.... Ahhhh....

Ansonsten genieße ich die letzten Tage hier. Die folgenden Bilder zeigen einiges von dem, was ich in den letzten Wochen erlebt habe.

Es ist Frühling!
Es ist Frühling und überall blühen die Lapachos

Das 40 Jahre alte Auto
Mit diesem alten Auto haben wir eine Spritztour über Land gemacht...

ich und das ewig alte Auto
... und ich bin gefahren

Konzert
Konzert der indigenen Bevölkerung

Tanzen
Tanzen


Corrientes
Die Nachbarstadt Corrientes

Ausflug in die Natur
Ausflug aus Land, wo wir leider nicht viele Tiere gesehen haben, aber immerhin ein Krokodil im Wasser

Tango
Tangoshow von meiner Tanzschule

Die Zeit rennt

Dass knappe acht Wochen keine lange Zeit sind, war mir ja von vorn herein klar, aber dass die Zeit so schnell vergeht, dass meine Tage schon wieder gezählt sind, ist unfassbar. Ich habe noch zwei Wochenenden übrig und muss mir wirklich überlegen, was ich damit anstelle, denn alles schaffe ich gar nicht mehr. Ich könnte z.B. nach Asunción fahren oder ein Wochenende bei der Familie eines Schülers auf dem Land verbringen, die mich eingeladen hat. Deutsch Kochen muss ich unbedingt, eine Partynacht mit einer meiner Deutschgruppen steht aus, ein Besuch in der Uni und in der Sekundarschule ist geplant und die Großeltern einer Freundin wollt ich auch noch besuchen..... Vieles davon werde ich wohl auch noch machen, aber alles geht eben nicht. Eigentlich gibt es da auch nichts, worüber ich mich beklagen sollte, denn es ist schön, dass es so viel tun gibt, dass es mir schwer fällt, mich zu entscheiden. Das ist doch eigentlich das Beste, was einem passieren kann...
Jetzt denkt vielleicht der ein oder andere, warum ich denn nicht früher angefangen habe all den Kram zu machen, den ich jetzt in meiner verbleibenden Zeit noch unbedingt machen will. Aber wisst ihr, ich bin eigentlich immer gut beschäftigt. So war ich beispielsweise in der letzten Woche mit meiner Vermieterin bei einem Tangoabend, dort wurde gesungen und getanzt. Ich fand es super...:)
Auch kann man hier theoretisch einmal die Woche irgendwo zum Grillen gehen. Die Argentinier lieben es einfach „Asado“ zu machen. Das Grillen hier ist aber kein Vergleich zu unseren kleinen Minigrills, auf die wir pro Person so geschätzte zwei Steaks legen. Hier wird auch schon mal gern ein Kilo Fleisch pro Person eingekauft, dass dann auf riesigen gemauerten Grills, die jeder im Garten hat, schmoren lässt.
Ansonsten hab ich an diesem Wochenende meinen ersten argentinischen Club betreten und war einfach nur begeistert. Der Club liegt direkt am Fluss und man kann draußen tanzen und sich entspannen. Dazu läuft die ganze Zeit lateinamerikanische Musik, die Lotteherzen einfach höher schlagen lässt...:)
Ja und dann gab es Sonntag und Montag auch noch zwei Geburtstage zu feiern, den meiner Vermieterin und den meinen...

Torte
ich und die selbst gebackene Riesentorte

die Jungs vom Deutschkurs

 Las Chicas

Ps.: Kommentare zu schreiben ist ganz leicht und ich weiß, dass ich das hier nicht nur für mich schreibe, sondern es auch irgendjemand liest :)

Die kleinen Unterschiede

Die Globalisierung macht es möglich, dass hier vieles wie in Deutschland ist. So gibt es Shelltankstellen und Rittersportschokolade. „Die Welle“ läuft in den Kinos, Staedlerstifte bekommt man in jedem Schreibwarenladen und tausende Mädels tragen genau wie in Deutschland ihr Chucks spazieren. Und doch bleiben (zum Glück ) viele kleinere und größere Unterschiede. Von einigen möchte ich euch im Folgenden erzählen.

1. Die Schlüssellöcher
Hier verdienen sie ihren Namen noch. Wenn die Sonne morgens von außen gegen unsere Haustür fällt, dann fällt ein kleiner Sonnenstrahl auf den Boden. Zudem sind die Schlüssellöcher waagerecht statt senkrecht wie bei uns.

schlüsselloch

2. gigantische Toastbrote

Toast
rechts sieht man die normale Toastbrotgröße

3. Öffnungszeiten
Unter Mittag ist es in Resistencia sehr ruhig. Die meisten Menschen halten einen Mittagsschlaf. So haben auch viele Geschäfte von 12/13 Uhr bis 16/17Uhr geschlossen.

4. unendliche Langsamkeit im Supermarkt
Heute war ich wieder einmal einkaufen und habe ungelogene 10 Minuten an der SCHNELLKASSE gewartet. Obwohl nur drei Leute vor mir waren. Wer Schnellkassen kennt, der weiß, dass man da höchstens 10 Artikel im Wagen hat. Warum ich trotzdem 1o Minuten gewartet habe? Weil die Verkäuferin etwa drei Artikel pro Minute über das Band schiebt und nach jedem zweiten Kunden irgendetwas erledigt. Zum Beispiel holt sie dann neue Tüten oder schiebt die Einkaufwagen, die im Weg stehen irgendwohin. All das geschieht mit einer Seelenruhe, so dass es fast verwundert, dass sie nicht kurz noch einen Kaffee trinken geht.

5. Das Problem mit dem Kleingeld
Ich weiß nicht, woran es genau liegt, aber das Kleingeld fehlt immer. Egal wohin man geht und was man bezahlen möchte, es wird immer gefragt, ob man es nicht kleiner hat. Um ein Beispiel zu geben, kann ich schon wieder zu meinem heutigen Besuch im Supermarkt zurückkommen. Ich sollte 36 Peso bezahlen (ca. 7 Euro) und auf meinen 100 Pesoschein (20 Euro) konnte mir die Verkäuferin nicht herausgeben (und was denkt ihr, ist passiert? Sie ist für 2 Minuten verschwunden, um den Schein zu wechseln. Soviel zur Schnellkasse.)

6. Menschen mit riesigen Thermoskannen
Wie die meisten wahrscheinlich wissen, trinken die Menschen in Argentinien Matetee. Das tun sie aber nicht nur Zuhause, sondern überall. Damit das Wasser heiß bleibt, sieht man auf der Straße unzählige Menschen mit Thermoskannen.
Im Sommer, wenn es heiß ist, wird der Matetee übringens durch Terere ersetzt. Das heißt, dass man das Teepulver mit Saft trinkt. Sehr lecker.

Mate
Mateteegefäß

man beachte die riesige orange Thermoskanne
man beachte die orange Themoskanne rechts


7. Begrüßungsküsse
Hier begrüßt man sich mit zwei Küsschen. Das ist ja durchaus nichts Ungewöhnliches. Nur küsst hier nicht nur eine gute Freundin einen Freund, sondern jeder so ziemlich jeden, den er nur irgendwie „kennt“. Beispielsweise war ich am Sonntag mit einer Freundin auf einem Konzert und hab geschätzte 50 Wangen geküsst. Von etwa 99 % hab ich den Namen schon wieder vergessen, also von „kennen“ kann ich da nicht wirklich sprechen...

8. Der Verkehr in der Kurzbeschreibung
- vier Menschen passen locker auf ein Mofa
- rechts vor links gilt nicht
- Wie schnell man in der Stadt fahren darf, konnte mir erst die dritte Person beantworten, die ich gefragt habe (diese Person - war mein deutscher Chef :)
- den Führerschein kann man kaufen, ohne beweisen zu müssen, dass man fahren kann
- Fußgängerampeln sind sehr selten
- Einen TÜF gibt es angeblich, aber irgendwie sieht man das vielen Autos nicht an.

Mofa
drei Menschen auf einem Mofa und ne Kiste

9. etwa 50 % der Fahrradfahrer haben eine Cruiserfahrrad

Fahrrad

10. Die Menschen
Etwas, das wirklich sehr positiv in Argentinien ist, ist die Offenheit und Freundlichkeit der Menschen. Sehr schnell wird man hier in ein Gespräch verwickelt, freundlich wird der Weg gezeigt und über Sprachbarrieren hinweggesehen. Oft wurde ich schon eingeladen und habe schöne Abende mit fast fremden Menschen verbracht. Wir Deutschen sind wohl etwas zurückhaltender und verschlossener...


 

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